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Chronikblätter von Jörg-Dieter Ulrich 4

Die Bodenreform und die "sozialistische Umgestaltung"

Alle Götzer Bauern mit einem Landbesitz über 100 ha wurden 1946 enteignet. Rund 820 ha Land wurden an Kleinbauern, landlose Bauern, Landarbeiter und Umsiedler verteilt.

Aber es fehlten Pferde und Maschinen, um die Flächen zu bestellen. So wurde die MAS (Maschinen-Ausleih-Station) Götz gegründet. Doch konnte dieser Betrieb die Wünsche der Bauern anfangs kaum erfüllen, weil nur 9 Traktoren  für mehrere Gemeinden zur Verfügung standen. Viele der Traktoren waren oft nur mit Holzgasantrieb und Eisenbereifung ausgerüstet.

Später kamen neue Traktoren und Maschinen hinzu. Aus der MAS wurde die MTS (Maschienen-Traktoren-Station). Der MTS-Bereich erweiterte sich und umfaßte auch die Dörfer auf der anderen Havelseite.

Da keine Brücke zur Verfügung stand, wurde eine Autofähre eingesetzt: Götz - Weseram/Roskow. Sogar eine Dorfzeitung wurde herausgegeben.

 

 

Die MAS und spätere MTS wurde auf dem ehemaligen Gutshof eingerichtet. 1964 übernahm der Meliorationsbetrieb die Gebäude. Nach der Bodenreform wurde in Götz die Siedlung ind er Havelstraße gebaut. Kleinbauern und Aussiedler schufen sich einfache Häuser, in denen gleich im Anbau die Tiere untergebracht wurden, sogenannte Wohnstallhäuser.

Der Wahrheit die Ehre:

Für die Menschen war es ein neuer Anfang nach Flucht und Vertreibung.

Für viele alteingesessene Götzer Bauern begann mit der Bodenreform und der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft ein verzweifelter Kamof um die Selbstständigkeit und letztlich ums Überleben. Konnten sie das ihnen auferlegte Abgabesoll nicht erfüllen, so war das Anlaß zu allen nur erdenklichen Schikanen und Straßen seitens der staatlichen Organe. Die stalinistischen Gewaltmethoden wurden unerträglich.

So entnehmen wir einem Protokoll vom 28.3.1953 folgendes:

"Am 25.03.1953 fand eine Einsatz von Briganden vom Rat des Bezirkes Potsdam statt. Es wurden 4 bäuerliche Betriebe überprüft. Zander, Leonhard, Brügemann, Jahre. Bauer Zander hat erhebliche Rückstände im Soll 1952 (Aufzählung folgt). DAzu kommt noch das erste Quartal 1953. Bei der Überprüfung wurden etliche Gläser Schweinefleisch vorgefunden, welche evrmutlich aus Schwarzschlachtungen herstammen. Kurz nach der Überprüfung haben sich Zander und Sohn abgesetzt, Frau Zander wurde verhaftet. Bauer Leonhard ist seit dem 14.03.53 republikflüchtig."

Bauer Fritz Brüggemann: " Nach der Überprüfung fand am Abend um 20 Uhr in der MTS eine Fraktionssitzung statt, wobei der Großbauer verhaftet wurde...".

Das Beispiel zeigt, wie das Ende der freien Bauern aussah. Under Dorf war "sozialistisch umgestaltet".

In den folgenden Jahren wurden in der Landwirtschaft grundelgende Veränderungen herbeigeführt. Es kam zur Bildung von lndwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) Typ I und seit 1957 Typ III, die mit 62 Mithliedern eine landwirtschaftliche Nutzfläche von453 ha bearbeitete und sich 1960 mit Deetz zusammenschloß. So hatte 1960 die LPG Götz-Deetz 266 Mitglieder und bewirtschaftete 1407 ha. Doch sagen diese Zahlen nichts aus über die großen Schwierigkeiten und Ungereimtheiten, die Leben und Arbeit der LPG begleiteten.

Staatliche Vorgaben und parteipolitische Entscheidungen standen immer über der Erfahrung und dem Wissen der Bauern. Vom Rinderoffenstall. der "Wurst am Stengel" (Mais) bis zur Obstbaummonokultur reichten die unüberlegten Parteibeschlüsse der SED, die Kräfte und Mittel sinnlos verschlangen und in keinem Fall den gewünschten Erfolg brachten. Aber wieviel Schweiß der BAuern steckte in alledem! Dennoch gab es auch Veränderungen, die die Götzer für sich schufen und worauf sie stolz waren und auch sein können.

Unter großen Schwierigkeiten wurden 1953 eine Kinderkrippe und 1987 der neue Kindergarten gebaut. Aus einem alten Stall entstand ein Landambulatorium mit Arbeitsplätzen für Ärzte und Zahnarzt. Die zentrale Wasserversorgung wurde eingerichtet.

Die schwierigen Wohnbedingungen ermutigten trotz großen Matreialmangels viele Einwohner zum Bau eines Wohnhauses. So entstanden nach 1645 in Götz 53 Ein- und Zweifamileinhäuser und 4 Wohnblöcke mit 22 Wohnungen. Auch Einkaufsmöglichkeiten wurden in Götz und Götzer Berge durch den Konsum und die HO geschaffen. Hinter den wenigen Zeilen verbergen sich 40 Jahre im Leben unseres Dorfes, das die meisten Götzer auch miterlebt haben. Freude und Tränen, Erfolg und Mißerfolg, Glück und Unglück lagen dabei dicht beieinander.

 

 

 

 

Herausgeber: Gemeinde Götz

Verfasser: Jörg-Dieter Ulrich

Quellen- und Literaturnachweise beim Verfasser

 

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