Aus der "Festschrift zur 800 Jahrfeier der Gemeinde Götz" im Jahr 1993
Chronikblätter
von
Jörg - Dieter Ulrich
Die Entstehung der Landschaft
Mitten aus der Havelniederung heraus erhebt sich zwischen Potsdam und Brandenburg eine markante Hügelkette - die Götzer Berge. Entstanden sind sie im sogenannten Brandenburger Stadium der letzten Eiszeit.
Riesige Gletscher bedeckten damals das Land und bildeten in unserem Gebiet eine Eisrandlage. Der Rückgang des Eises erfolgte in Etappen.
Temperaturschwankungen brachten neue Vorstöße, aber letztlich schmolz das Eis. Das Schmelzwasser floß in die Niederungen ab. Zurück blieben Geröll, Sand und Gestein als sogenannte Moränen, die ihren Namen nach der Lage zum Gletscher und ihrer Entstehung erhielten. Die Götzer Berge sind eine Stauchendmoräne.
Die ersten Pflanzen und Tiere
Nach der Eiszeit sah unser Land der Tundralandschaft Sibiriens sehr ähnlich. Moose, Gestrüpp von Polarweiden und Birken wuchsen zuerst und gaben Nahrung für Mammut, wollhaariges Nashorn, Moschusochse und Ren.
Ihr dichtes Fell ließ sie der eisigen Kälte und den Schneestürmen trotzen.
Mit dem weiteren Temperaturanstieg wuchsen auf den höher gelegenen Flächen riesige Wälder. In den Senken und Niederungen, wo das Wasser keinen Abfluß fand, entstanden Seen und Sümpfe.
Die Besiedlung
Aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit
Vor etwa 15000 Jahren wanderten die ersten Eiszeitmenschen in unser Havelgebiet ein. Es waren Jägerstämme, die mit einfachen Waffen aus Steinen den Tieren nachstellten. Da bisher keine Siedlungsplätze gefunden wurden, müssen wir annehmen, daß diese Jäger noch nicht seßhaft waren.
Einige Jahrtausende später lebte ein Jäger- und Fischervolk an den Havelgewässern, das die Jagdtiere in Gruben und die Fische mit Harpunen und Angelhaken fing. Das beweisen die Vielen archäologischen Funde in unserer Umgebung.
Zahlreiche kleine Feuersteingeräte (Mikrolithen), Knochenspitzen und Harpunen fand man im Ton der Havel in Deetz, Götz, Gollwitz und Wust. Im Museum im Frey-Haus in Brandenburg sind diese Gegenstände zu besichtigen.
Die Germanen
In unserem Havelgebiet waren seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. germanische Semnonen ansässig. Sie schufen sich an den trockenen Rändern der Götzer Hügel mehrere Siedlungen. Ihre Urnengräber entdeckte man am östlichen Hang des Wachtelberges und am Golmberg.
1929 fanden Arbeiter in der Sandgrube des Großbauern Götsche am Rohrmietenberg beim Sandabfahren ein Gräberfeld aus der jüngeren Bronzezeit (etwa 600 v. Chr.).
Die größeren Schulkinder aus Götz nahmen mit ihrem Lehrer Freidank an diesen Ausgrabungen teil. Die dazugehörige Siedlung mit 36 Feuerstellen lag an der Wegegabelung Havelufer - Götzer Berge. Ein Filmteam der Deulig-Film AG machte damals Aufnahmen davon. So erfuhr alle Welt durch die Wochenschau von den Ausgrabungen in Götz.
Unsere Vorfahren, die germanischen Semnonen, betrieben bereits Ackerbau und Viehzucht. Kunstvoll wurden Waffen, Werkzeuge und Gegenstände aus verschiedenen Materialien hergestellt. Geschmackvoll verzierte Gefäße in vielfältigen Formen zeugen von der großen Fertigkeit der Töpferkunst.
Neben dem Fischfang nutzten sie die Havel und ihre Nebengewässer als bequeme Wasserstraßen und fuhren mit ihren Booten, vielfach Einbäumen, bis zur Brennaburg, auf der die Fürsten in ihrer Hauptfestung wohnten.
Im Zuge der Völkerwanderung (375 - 568 v. Chr.) gaben die Semnonen ihre Siedlungsstätten in unserem Havelland auf und zogen mit anderen germanischen Stämmen in Richtung Süden.
Herausgeber: Gemeinde Götz
Verfasser: Jörg-Dieter Ulrich
Quellen- und Literaturnachweise beim Verfasser