Chronikblätter von Jörg - Dieter Ulrich
Die Slawen
Von Osten her wanderten slawische Wenden in unsere Gegend ein. Die Wenden übernahmen teilweise verlassene Siedlungsstätten und lebten mit den zurückgebliebenen Germanen friedlich zusammen.
Sie unterstützten sich gegenseitig und schlossen auch untereinander Ehen. Ihren Niederlassungen gaben sie wendische Namen.
So erhielt ihre Siedlung südlich der Götzer Berge den Namen Gotiz, die Siedlung am Golmberg den Namen Cholm (slawisch = Hügel).
Was der Name Gotiz bedeutet, ist nicht genau bekannt. Möglicherweise ist er von einem slawischen Personennamen abgeleitet, aber auch die Nachkommen oder Untertanen einer Person "Chotici" können Pate gestanden haben, noch andere Deutungen sind bekannt.
Die deutsche Besiedlung
Schriftliche Aufzeichnungen gibt es aus der wendischen Zeit nicht. Erst unter deutscher Herrschaft stellten Landesherren, Adlige, Kirchen und Gerichte erste Urkunden über Rechtsverbindlichkeiten aus.
Deutsche Fürsten hatten im 9. und 10. Jahrhundert nach vielen Kämpfen die Siedlungsgebiete der Slawen an der Havel erobert. Die Einnahme der Slawenfestung Brennabor (Brandenburg) 928 ist ein wichtiges Datum.
Doch endgültig wurde Brandenburg erst 1157 deutsche Stadt. Der besiegte Slawenfürst Pribislaw trat zum Christentum über und vererbte dem deutschen Fürsten Albrecht der Bär aus dem Hause der Askanier, Brandenburg.
Um das sumpfige Land urbar zu machen, holte Albrecht Siedler aus Norddeutschland und den Niederlanden in die Mark. Besonders sein Nachfolger, Markgraf Otto I., setzte diese Einwanderung fort und ließ die Slawen christianisieren, wozu erst Zisterziensermönche ins Land rief.
Sie gründeten 1180 das Kloster Lehnin, bald darauf das Tochterkloster Chorin und viele andere. Die Mönche rodeten Wälder und legten Sümpfe trocken.
Ihre Arbeiten in der Landwirtschaft wurden zum Vorbild für die Siedler. Markgraf Otto I. schenkte dem Kloster mehrere benachbarte Orte und Teile von weiteren Dörfern. So erhielt jetzt das Kloster die Abgabe der Bauern als Zehnten des Dorfes Gotiz.
Auf die Frage, wer nun in diesem märkischen Land siedelte, lassen wir den Dichter Gensichen antworten:
"Ist auch sein Stammvolk vielleicht nicht ganz echt,
Mischling von Deutschen und Wenden,
ist's doch ein markiges, stolzes Geschlecht,
trutzend auf Freiheit, unbeugsam im Recht,
fleißig mit rastlosen Händen."
Unser Dorf
Wo lag nun das Dorf Gotiz? Die älteste Siedlung befand sich zwischen dem Götzer und dem Jeseriger See. Sie wurde sicher mehrmals verlegt.
Klimaveränderungen und steigendes Grundwasser zwangen zur Umsiedlung auf höher liegendes Gelände. Eine weitere Verlegung des Dorfes wurde im Mittelalter erforderlich, weil die Havel in Brandenburg aufgestaut wurde, um Mühlenwerke mit dem Wasser betreiben zu können.
Natürlich überschwemmten die Havelniederungen, und so wanderte die Siedlung weiter nach Norden auf die Höhe unseres heutigen Dorfkerns. Wie die slawische Siedlung zwischen Götz und Jeserig genannt wurde, ist nicht bekannt.
In Urkunden wird "Villa Wida" (Ort Wida) erwähnt. Es wird die alte Ortslage Altes Dorf von Götz vermutet. Auch wird von einer Siedlung in der Nähe des Bahnhofes Götz in Richtung Groß-Kreutz gesprochen.
Darüber könnten uns nur weitere Bodenfunde Auskunft geben. Wir wissen aber, daß die Orte Wida (Lage unbekannt) und Cholm (Golm) bereits 1295 bzw. 1375 wüst waren. Die slawischen Siedlungen konnten durch zahlreiche archäologische Bodenfunde belegt werden.
Auch Urnengräber der Bronzezeit wurden 1957 im "Alten Dorf" gefunden. Bisher gibt es 20 Fundstellen um die Götzer Berge herum: 4 aus der Steinzeit, 5 aus der Bronzezeit, 5 aus der Eisenzeit, 2 slawische und 3 frühdeutsche Siedlungsfunde.
Besonders erwähnenswert ist ein Münzfund von "Brandenburgischen Denaren" mit einem Gewicht von 2,5 kg aus dem 13. Jahrhundert. Die Feldmark auf dem Weg nach Jeserig heißt noch heute "Alte Dorfstelle" und der Weg bzw. die Straße "Altes Dorf" oder "Kietz".
Einen solchen Kietz gab es später in vielen Orten und erinnert an die einst wendischen Fischer. Gotiz hatte sich im 12. Jahrhundert zu einem stattlichen Dorf entwickelt, das durchaus mehr landwirtschaftliche Produkte erntete, als seine Bürger verzehrten.
Was lag also für den Landesherren näher, als von den Bauern Abgaben zu fordern" Es war damals üblich, ganze Dörfer oder seine Abgaben zu verschenken. So geschah es auch mit Gotiz. Eine solche Schenkung erfolgte schriftlich.
Herausgeber: Gemeinde Götz
Verfasser: Jörg-Dieter Ulrich
Quellen- und Literaturnachweise beim Verfasser