Chronikblätter von Jörg-Dieter Ulrich 2
Unsere Geburtsurkunde
Im Jahre 1193 bestätigte Otto II., Markgraf von Brandenburg, dem Zisterzienser Mönchkloster Lehnin die von seinem Vater Otto I. gewährte Ausstattung und vermehrte sie noch durch neue Besitzungen und Rechte. In dieser Urkunde wurde Ville Gotiz (Ort Götz) erstmals schriftlich genannt, und deshalb begeht unsere Gemeinde im August 1993 ihr 800jähriges Jubiläum. Leider ist diese Urkunde im Original nicht mehr erhalten. Der Ort Gotiz wurde noch in verschiedenen Schenkungsurkunden von Bischöfen, Markgrafen und Fürsten an das Kloster Lehnin erwähnt.
Nach dem Landbuche von 1375 hatte Gotiz damals 27 Hufe (1 Hufe = 30 Morgen Ackerland), 18 Kossäten (Kleinbauern) und einen Dorfkrug. Auch hatten sich zwei Fischer im Orte ansässig gemacht. 350 Jahre gehörte Götz praktisch zum Kloster Lehnin.
Im Laufe der Zeit kam es im Kloster zu Auseinandersetzungen zwischen Äbten und Mönchen. Die religiösen Aufgaben wurden vernachlässigt, das Ansehen der Mönche sank immer mehr. Die Reformation hatte ganz Deutschland erfaßt. Kurfürst Joachim II. bekannte sich als erster zur Lutherischen Religion und ließ 1552 das Kloster aufheben. Mit der Reformation änderten sich die Kirchenverhältnisse grundlegend. Doch die Abgaben der Bauern wurden dadurch nicht weniger. Was vordem das Kloster an Abgaben von den Bauern erhielt, nahmen sich nun Kurfürst und Junker. Sie und die reichen Bürger führten in Brandenburg bis zum 30jährigen Krieg ein verschwenderisches Leben.
Die Kriege
Der 30jährige Krieg (1618 - 1648) machte der Sattheit schnell ein Ende. Auch unser Dorf hatte viel zu leiden. Nur wenig abseits der alten Heerstraße gelegen, wurde Götz mehrfach von schwedischen und auch kaiserlichen Landsknechten heimgesucht. Plündernd, sengend und mordend zogen sie unsere Dörfer und brachten Tod und Elend. Bei Annäherung von Truppen flüchteten die Einwohner von Götz oft in das abseits liegende Dorf Deetz. In der Überlieferung heißt es:
"Aus Angst vor den Kriegswirren wurden aus Götz die Kirchenkasse von 12 Talern, 3 Groschen und ein kupferner, aber vergoldeter Kelch in die Kirche nach Deetz zur sicheren Aufbewahrung gebracht. Am Karfreitag 1631 aber gingen Schönburgsche Soldaten, die in Götz im Quartier lagen, hinüber nach Deetz und plünderten dort bis zum 1. Ostertag die Deetzer Kirche und Gemeinde und nahmen nicht nur die Deetzer Kirchengeräte, sondern auch die Götzer nebst dem Gelde mit sich." Die Kriegswirren hatten Pest, Pocken und Ruhr gebracht. 1631 sank die Zahl der Kossäten in Götz von 18 auf 10. Unser Dorf erholte sich erholte sich nach dem 30jährigen Krieg nur sehr langsam.
Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm war sehr bemüht, das Land Brandenburg wieder zum Blühen zu bringen. Gemüse, Obst und Kartoffeln ließ er anpflanzen und befahl den Ackerbauern, hinter ihren Häusern Baumgärten anzulegen, wie sie heute noch allerorts üblich sind. In dieser Zeit werden auch die ersten Namen von Götzer Einwohnern bekannt. So wird die Familie Georg Schrobsdorf 1604 erstmals erwähnt. 1624 erscheint der Name Andreas Brüggemann als Schulze (Bürgermeister) des Dorfes. Der Name findet sich später abgewandelt als Bruckmann oder Brückmann. Über die Zahl der Einwohner erfahren wir aus dem Historischen Lexikon der Zauche Belzig.
"1687 hat Götz 1 Vierhüfner (Schulze); 7 Dreihüfner, 1 Zweihüfner, 10 Kossäten (Fischer, Schmied), 2 Kossätenhöfe wüst, 1 Leineweber hat ein Freihäuslein, 1 Dorfschäfer, 1 Kuhhirte. Insgesamt hat unser Dorf 27 Hufen (810 Morgen Ackerland).
Unter den Kurfürsten und später den preußischen Königen aus dem Hause Hohenzollern erfährt auch Götz einen deutlichen Aufschwung. Natürlich drücken die Kriegslasten unter Friedrich dem Großen das ganze Land sehr, und die Grundherren fordern Abgaben und Frondienste, die zwar nach den Befreiungskriegen von 1813 wegfallen, dafür aber müssen die landarmen Kossäten sich Acker pachten, wie wir aus historischen Quellen erfahren:
"Die Kossäten haben ein besonders schweres Dasein. Sie müssen auf den Feldmarken von Groß-Kreutz und Trechwitz von den v. Hacke und den v. Rochow einige Äcker mieten, um Brotkorn zu haben." Dennoch entwickelte sich Götz im 18. und 19. Jahrhundert zu einem stattlichen Ort. Die Zunahme der Einwohner beweist das:
1772 - 194 Einwohner 1871 - 610 Einwohner
1837 - 332 Einwohner 1905 - 884 Einwohner
Die Zeit des Deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm II. war auch für Götz eine Zeit großen Aufschwungs und intensiver Produktion. Darüber wird noch zu berichten sein. Ihr Ende aber brachte der erste Weltkrieg. Not und Elend befielen die meisten Götzer Familien. Väter und Söhne verbluteten auf den Schlachtfeldern von Verdun, Tannenberg und im weiten Rußland. Die Einwohnerzahlen sagen es aus:
1905 hatte Götz 884 Einwohner, 1925 waren es nur noch 584. Den Gefallenen und Vermißten des 1. Weltkrieges wurde vor der Kirche ein Denkmal gesetzt. Leider mußten die eingemeißelten Namen 1945 entfernt werden. Kein gutes Zeichen für den Beginn der "neuen Zeit".
Herausgeber: Gemeinde Götz
Verfasser: Jörg-Dieter Ulrich
Quellen- und Literaturnachweise beim Verfasser